Mittwoch, 3. Januar 2007

Hirt des Hermas - Visionen

Hirt des Hermas - Visionen

Hirt des Hermas

"Hirt des Hermas" ist der Name einer frühchristlichen Schrift aus dem Beginn des zweiten Jahrhunderts der Zeitrechnung etwa um das Jahr 120. Das Buch besteht grob aus drei Teilen, den "Visionen", den "Geboten" und den "Gleichnissen". Die namensgebende Figur des Hirten kommt nur im zweiten und dritten Teil vor.

Erzähler ist Hermas. Alle drei Teile des Buches enthalten eine Abfolge von Visionen, welche Hermas zusammen mit seinem Begleiter bzw. seiner Begleiterin erlebt und sich in intensiven Dialogen von seinem Begleiter bzw. seiner Begleiterin erklären läßt. Im zweiten und dritten Teil ist dieser Begleiter die Figur des Hirten, ein persönlicher Schutzengel, welcher mehr als nur Begleiter die eigentliche Führungskraft ist. Im ersten Teil, den Visionen, ist es eine zunächst alte, dann von Vision zu Vision jünger werdende Frau, welche die Kirche repräsentiert. Sie sensibilisiert Hermas und bereitet ihn auf das im zweiten und dritten Teil kommende vor.

Visionen

Dieser Film repräsentiert nur diesen ersten Teil, die Visionen, die Begegnungen des Hermas mit der alten Frau, der Kirche. Hermas und seine Verankerung in dieser Welt werden musikalisch repräsentiert durch die Musik von "Weather Report". Die Kirche wird verkörpert von den Orgelstücken von Georg Friedrich Händel, Carl Phillip Emanuel Bach und Joseph Hayden, sowie diversen weiteren Komponisten vorgetragen in einer Live-Aufzeichnung vom 18. September 2006 in St. Botolph's Aldgate.

Wir blenden uns ein in das Leben des Hermas mit dem Stück Birdland. Harlequin führt uns hinein in das Verkehrsgetümmel, Burgen, Gefängnisse, imposante Gebäude, Waffen, Kanonen, Kriegsschiffe. Young And Fine knüpft daran an. Normalität, prächtig und fein.

Während ich noch betete, öffnete sich der Himmel einen Spalt breit, und ich erblickte die Frau, nach der ich mich sehnte. Untermalt von Händels Allegro fährt ein Fahrradkurier auf die Kirche All Hallows by the Tower zu, die auch später wieder in der Abschlußszene der Kirche zu sehen sein wird. Anschließend folgt ein Wechsel zu einer Kirche, die genau 200 Jahre älter ist als ich und mir entsprechend St. Georgs Kirche benannt ist. Sie ist die älteste noch erhaltene, deutsche, evangelische Kirche in Groß Britannien.

Die nächste Szene Havona beginnt mit dem dieser Kirche gegenüber liegenden Gebäude in der Alie Street und nimmt den Arbeitsplatz in London ins Visier. Es folgen einige musikalische Wechsel des Zwiegesprächs von Kirche (St. Margaret Pattens) und Hermas, bis die Kirche in einem ersten längeren Part das Allegro fortsetzt beginnend mit einem Blick auf die Christ Church Greyfriars, von der nur noch der Turm steht, das Kirchenschiff ist durch einen Rosengarten angedeutet; der überwiegende Teil dieses Parts ist der prächtigen St. Paul's Cathedral gewidmet.

Nun hat wieder Hermas das Wort, bis die Kirche St. Botolph's Aldgate zum ersten Mal ihre Ruhe in den Verkehrslärm ausstrahlt. Es folgt ein heftiges Wortgefecht zwischen Hermas mit dem Stück Fast City und der Kirche, teilweise harte Schnitte der Bilder und der Musik. Als St. Hellen Bishopsgate mit dem Largo meldet die Kirche wieder zu Wort, in anderem Gewand lädt sie zum jährlichen Greenbelt Musik- und Kulturfestival ein um schließlich in wieder neuer Gestalt zu erscheinen. Weitere Einwürfe des Hermas folgen. Die Kirche antwortet mit St. Giles' Cripplegate im Stadtteil Barbican, worauf Hermas wiederum keine Ruhe gibt. Die Kirche antwortet als unscheinbare St. Ann and St. Agnes Kirche, mit kurzen Blicken auf verschiedene andere Kirchen und die von vielen Seiten sichtbare St. Paul's Cathedral über die Christ Church Greyfriars, von man nun auch den Rosengarten sieht, zur St. Nicholas Cole Abbey. Hermas kontert erneut mit einer Gaststätte. Die Kirche fährt fort in neuer Gestalt, zieht an St. Benet Paul's Wharf vorbei zu St. Andrews Undershaft. Hermas kontert. Ein langer Marsch durch die Brick Lane mit seinen indischen Restaurants und andere Straßen Spitalfields, wo schließlich ein heftiger Disput um Christ Church Spitalfields in der Commercial Street entbrennt, immer wieder hin und her; harte Schnitte. Eine Märtyrerkirche ist die Antwort. Wieder das Kriegsschiff, wieder der Tower. Die Trinitatiskirche folgt auf dem Fuß. Weitere Einwände, die Kirche antwortet als St. Mary Magdalene, als ärmliche St. Hugh's Church. Dem wird das Horseshoe Inn entgegen gesetzt. Die Kirche antwortet als St. George the Martyr, mit einem kurzen Blick zur St. Mary Aldermary, kurze Rast im Red Cross Garden, bevor der Disput mit Blicken auf die allgegenwärtige St. Paul's Cathedral an der Themse fortgesetzt wird. Der Marsch wird allmählich zur Night Passage. Schließlich gelangt man zu Kirche  St. Martin in the Fields, die dann im Lärm der Brunnen am Trafalgar Square kaum noch zu Wort kommt.

Der Part Palladium leitet eine Zäsur ein. Allein soll es weiter gehen. Doch auch hier erscheint sie als Evangelische Flughafen-Seelsorge mit einer offenen Tür und Presto als neuem Musikstück. Als St. Katherine Cree Church führt sie den Dialog auf dem gemeinsamen Weg fort. Die wohl kurioseste Kirche, welche auf Traditionen aus dem Jahr 187 beruht - die Kirche selbst stammt aus dem Jahr 1687, ist also 1500 Jahre jünger - ist die Kirche St Peter upon Cornhill, ringsum zugebaut, aus jedem Winkel quilt ein Stückchen Kirche heraus, dem Erstickungstod entrinnen wollend. Bei St. Michaels bäumt sich das Jamaca Inn auf. Die Kirche wirft sich in zahlreichen weiteren Gestalten in Schale. Der Part endet mit St. Stephen Walbrook, welche auch zum Part Moderato überleitet. Dort folgen dann die Kirchen St. Mary Aldermary und St James Garlickythe mit der eindrucksvollen Uhr. Eine weitere Kirche unterbricht das Orgelspiel mit ihrem Läuten. Hermas kontert mit frommem Kitsch weiteren Restaurants. Eine erneute kurze Diskusion wallt auf.

Der Höhepunkt ist das Orgelkonzert in der Kirche St. Botolph's Aldgate, der einzigen Kirche, die auf dieser DVD auch von innen zu sehen ist. Der Rest dieser Szene zeigt die St. Mary le Bow Church, wirft noch einen flüchtigen Blick auf die Kirche St. Sepulchre, diverse unbekannte Schönheiten und die St. Andrew's Church in Holborn. Am Trafalgar Square sehen und hören (als Glockenschlag) wir die Kirche  St. Martin in the Fields.

Zum Ausklang folgt noch die St. Olave in der Hart Street. Ehe sich die Kirche All Hallows by the Tower von uns verabschiedet, sieht man aus dem Pizza Express gegenüber den Himmel Tränen des Abschieds vergießen. Mit einer Live Fassung von Birdland geht es dann wieder wieder zurück ins Erwachen zu neuen Aufgaben.

Deutlich ist obiges kleines Zitat aus dem Buch zu spüren, überall im Alltag sieht er sie, wo andere nichts bemerken; sie ist omnipräsent, in jedem Winkel, an jeder Ecke. Sie reden mit einander. Sie ermahnt, sie fällt ins Wort, sie kritisiert, genau dies ist auch ihre Aufgabe; sie beruhigt, begleitet unermüdlich an jeden Ort.

Musik

Georg Friedrich Händel

Konzert für Orgel und Orchester d-moll opus 74

•    Allegro
•    Organ ad libitum

Carl Phillip Emanuel Bach

Konzert für Orgel / Streicher / Basso Continuo G-Dur Nr. 34

•    Largo
•    Presto

Joseph Haydn

Concerto per l'organo C-Dur XVIII/I

•    Moderato

Weather Report

Heavy Weather

•    Birdland
•    Teen Town
•    Harlequin
•    Palladium
•    Havona

Mr. Gone

•    Young And Fine
•    And Then

Night Passage

•    Night Passage
•    Fast City

8:30

•    Birdland

im Orgelkonzert

•    Fanfare; annonym (c. 1680 - 1690)
•    Five Organ Voluntaries; John Blow (1649 - 1708)
   -    No. 29, Cornet Voluntary in G
   -    No. 8 in D minor
   -    No. 60 in G minor
   -    No. 21 in A minor
   -    No. 27, Double Voluntary in D minor
•    Solo Psalm; Daniel Purcell (c. 1660 - 1717)

Kirchen

Behind the Scene

Der Film besteht vorwiegend aus Fotos und einigen Videoaufnahmen, die auf einigen Dienstreisen nach London jeweils nach Feierabend aufgenommen wurden. Aus diesem Grund sieht man auch keine der Sehenswürdigkeiten wie Tower oder Tower Bridge von innen, da sie nach Feierabend immer schon geschlossen waren.

Mit der Idee des Films im Kopf wanderte ich gezielt Gebäude an, die wie Kirchen aussahen, oder die ich auf dem Stadtplan als Kirchen eingezeichnet fand. Die Recherchen im Internet, um welche Gebäude es sich handelt, erfolgten erst später; im Stadtplan waren zum einen nicht alle eingzeichnet und zudem die Kirchen nur durch ein Symbol gekennzeichnet nund nicht mit Namen benannt.

Die Aufnahmen stammen alle aus dem Jahr 2006. Die Verabeitung zum Film mit der Musik fand im Winter statt und war am 3. Januar 2007 abgeschlossen. Der Film wurde ursprünglich als DVD erstellt.

Im Winter 2011 wurde der Film unverändert erneut nun als Film für iPad gerendert. Diese iPad-Fassung wurde dann auf YouTube hochgeladen, wo es jedoch teilweise zu merkwürdigen Klangüberlagungen kam. Der Film hat mit 1 Stunde und 53 Minuten volle Spielfilmlänge.

Aus urheberechtlichen Gründen, der Musikstücke wegen, ist der Film als privat klassifiziert, so daß er von der Öffentlichkeit nicht angesehen werden kann.